Die großartige Kraft der Missionarinnen

Elizabeth Maki
1 July 2012

Jahrzehnte bevor Frauen berufen wurden, das Evangelium als Vollzeitmissionarinnen zu verkünden, verteilten Frauen in der gesamten britischen Mission Literatur und gaben Zeugnis – in ihrer Freizeit.

Broschüren, die von inoffiziellen Missionarinnen aus der Anfangszeit verteilt wurden

Ann Sophia Jones Rosser war für ihre Beharrlichkeit beim Verkünden des Evangeliums bekannt. Dieser Schwester, die zu den ersten walisischen Mitgliedern gehörte, wird zugeschrieben, sie habe an einem einzigen Tag 50 Broschüren verteilt und sieben Exemplare des Buches Mormon verkauft, was Berichten zufolge zur Bekehrung von zwölf Menschen führte. Später wurde über sie geschrieben, sie habe „aktiv am Evangelium teilgenommen und immer ihr Bestes getan, um dessen ‚frohe Botschaft‘ zu verkünden“1

Rosser, die sich Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts der Kirche angeschlossen hatte, wurde jedoch nie als Missionarin eingesetzt; sie verkündete das Evangelium Jahrzehnte bevor Frauen in der Kirche berufen wurden, auf Mission zu gehen. Wie so viele Frauen vor und nach ihr brauchte Rosser keine Berufung, um sich an die Arbeit zu machen.

Rosser missionierte vielleicht aufgrund eines Plans wie dem, den Eli B. Kelsey, Präsident der Konferenz London, 1851 unterbreitete. Kelsey schrieb im Januar an den Millennial Star und erwähnte einen ehrgeizigen Plan, in seinem Gebiet 25.000 von Mitgliedern gekaufte Broschüren in Umlauf zu bringen. Um dies zu erreichen, forderte er „jeden gläubigen, arbeitsfähigen Heiligen, dessen Umstände es zulassen, auf, dabei mitzuhelfen, das Wort Gottes zu verbreiten“.

„Dies ist eine herrliche Gelegenheit“, schrieb er, „für die jungen Männer und die jungen Frauen, sich als würdig zu erweisen. … Alle sind gut vorbereitet, sich voller Energie und Eifer an dem guten Werk zu beteiligen.“

Nach Kelseys Plan würden die Männer und Frauen, die Broschüren verteilten, „angesprochen und aufgefordert werden, einen Grund für die Hoffnung zu nennen, die sie erfüllt“. Solch eine Forderung, sagte er, würde die Heiligen dazu bringen, „zu studieren, nachzusinnen und zu beten, um genügend Erkenntnis zu erlangen“, damit sie bei der Arbeit Zeugnis geben können.2

Vier Monate später berichtete Kelsey dem Star, dass die Bemühungen der Mitglieder zu 300 bis 400 Taufen geführt hatten. „Und den monatlichen Berichten zufolge“, schrieb er, „sind die Aussichten auf ein weitaus größeres Wachstum in den nächsten drei Monaten in der Tat sehr gut. Die Anzahl der Broschüren, die in dieser Konferenz nun im Umlauf sind, beläuft sich auf 20.000 und wird bis zum 1. Juni auf über 30.000 ansteigen.“3

„[Die Frauen sind] in gewisser Weise Prediger. Sie haben in den Häusern der Reichen und Armen gepredigt, und diese Predigten werden am Kamin von denen gelesen, die sonst niemals einem Missionar beim Predigen zugehört hätten.“

Edward Tullidge,
Women of Mormondom

Edward Tullidge berichtete 1877, die „Missionsgemeinschaften“ wie diejenige, die Kelsey gegründet hatte, gebe es in Dörfern und Städten in der ganzen britischen Mission. Er behauptete, die Frauen „hätten dort viel mehr Gelegenheit zur Missionsarbeit als in Amerika“.4

In England, Schottland und Wales waren die Schwestern, die Broschüren verteilten, „in gewisser Weise Prediger. Sie haben in den Häusern der Reichen und Armen gepredigt, und diese Predigten werden am Kamin von denen gelesen, die sonst niemals einem Missionar beim Predigen zugehört hätten.“

Tausende Frauen nahmen an diesen hervorragend organisierten Missionsgemeinschaften teil, die sich monatlich trafen, Bezirke ausarbeiteten und regelmäßig Bericht erstatteten. Außer Rosser sind heute nur wenige konkrete Beispiele bekannt. Tullidge berichtete jedoch, dass die Frauen in der Kirche einmal eine halbe Million Broschüren von Orson Pratt in Umlauf gebracht hatten.5

„Kurz gesagt“, schrieb er, „haben die Schwestern im Ausland großartige Missionsarbeit geleistet.“6

1883 bekamen die Missionsgemeinschaften Unterstützung: die Kirche fing an, die Broschüren zu kaufen, die verteilt werden sollten, um „die Leute zu warnen, unsere Lehren zu verkünden, neue Bekanntschaften zu machen und den Weg für das Missionieren auf der Straße [in der Britischen Mission] vorzubereiten“. Abgesehen von den zur Verfügung gestellten Broschüren wurden die ansässigen Gemeinden angewiesen, „unter den Mitgliedern in ihrem Zuständigkeitsbereich Missionsgemeinschaften zu organisieren, wo es solche noch nicht gab. Dazu können sowohl Schwestern als auch Brüder gehören, aber sie sollten Personen in gutem Stand sein, deren Charakter der Sache keine Schande bringen wird.“ Wie zuvor wurden die Männer und Frauen, die Broschüren verteilten, angewiesen, „zur gründlichen Prüfung der Grundsätze anzuregen, die in der Broschüre behandelt werden, und anzubieten, etwaige Fragen dazu zu beantworten und weitere Informationen zu liefern. Sie können auch bekanntgeben, wann und wo Versammlungen abgehalten werden, und eine Einladung aussprechen.“7

Erst kurz vor Ende des 20. Jahrhunderts erhielten Frauen in der Kirche den Auftrag, als Missionarinnen, die in diese Berufung eingesetzt werden, zu arbeiten. Davor zögerten einige Frauen in der Kirche, etwas zu übernehmen, was sie als Priestertumspflicht ansahen. Tausende andere jedoch beteiligten sich mit ganzem Herzen an Missionsgemeinschaften und leisteten Arbeit, die man heute wohl „Missionsarbeit der Mitglieder“ bezeichnen würde.

„Wir alle haben eine Mission zu erfüllen“, schrieb Elicia Grist 1861 an die Frauen in der Kirche in Großbritannien. „Es gibt reichlich Gelegenheiten für uns, Zeugnis zu geben und die Gaben des Geistes anzuwenden. Wie oft ist uns in unseren Versammlungen schon deutlich die Macht Gottes kundgetan worden? In vielen Fällen hat unser Zeugnis, wenn wir diese heiligen Inspirationen erlebt haben, einige Anwesende vielleicht dazu angeregt, gründlicher über das Gesagte nachzudenken. Das Gleiche kann auch bei anderen Gelegenheiten geschehen, während wir mit unseren Nachbarn oder einem freundlichen Besucher sprechen, der uns vielleicht aufgesucht hat, um ein Buch auszuleihen. Wir haben hier vielleicht die Chance, über die Grundsätze der Kirche zu sprechen und auch die Werke der Kirche zu verbreiten. Und wer weiß, vielleicht sind wir auf diese Weise das Mittel, irgendeinen ehrlichen Wahrheitsliebenden zu überzeugen und ihm den Weg der Errettung zu zeigen!“8