„Sie können Zeugnis geben, sie können lehren“

Elizabeth Maki
17 July 2012

Inez Knight war die erste alleinstehende Frau, die in der Kirche Jesu Christi als Missionarin berufen wurde. Sie diente 26 Monate lang in Großbritannien – meistens mit einer Mitarbeiterin, aber hin und wieder auch alleine.

Konferenz Manchester, Britische Mission

Inez Knight war eine 22-jährige Studentin an der Brigham Young Academy aus Provo in Utah, als sie und ihre Freundin Jennie Brimhall 1898 beschlossen, Urlaub in Europa zu machen. Inezʼ Bruder und Jennies Verlobter, Will Knight, sowie Inezʼ anderer Bruder, Ray Knight, erfüllten dort eine Mission. Auf der Reise wollten Inez und Jennie Will und Ray besuchen und die Sehenswürdigkeiten sehen.1

Inez und Jennie planten ihren ersten Halt in England jedoch genau zum richtigen Zeitpunkt, sodass aus ihrer Auslandsreise etwas viel Größeres wurde.

1897, also nur ein Jahr zuvor, hatte die Präsidentschaft der Europäischen Mission die präsidierenden Autoritäten der Kirche gebeten, ihnen ein paar Missionarinnen zu schicken. Es gab bereits seit 1865 Frauen in der Kirche, die auf Mission berufen wurden, und selbst davor hatten schon viele diese Aufgabe ausgeführt, die keine offizielle Berufung, sondern nur einen Segen erhalten hatten. Diese Missionarinnen waren jedoch, mit wenigen Ausnahmen, verheiratete Frauen gewesen, die ihren Mann auf Mission begleitet hatten. Die Europäische Mission wünschte sich engagierte Missionarinnen. Sie erwähnte „Fälle, in denen unsere Schwestern in England Aufmerksamkeit erlangten, die Brüder aber keine Zuhörer fanden“2

Missionspräsidenten in den Vereinigten Staaten trugen ähnliche Anliegen vor. Bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1898 nahmen die Autoritäten der Kirche ihre Wünsche zur Kenntnis und bewilligten den Plan mit einiger Vorsicht.

„Fähige Frauen, die Gutes tun möchten, werden zweifellos Gelegenheit bekommen, unter den richtigen Bedingungen auszugehen“, sagte Präsident George Q. Cannon bei dieser Konferenz. „Sie können Zeugnis geben; sie können lehren; sie können Broschüren verteilen und sie können viele andere Dinge tun, die bei der Verbreitung des Evangeliums des Herrn Jesus Christus dienlich wären.“3

In dieser Situation unterbreitete Jennies Bischof, J. B. Keeler, einen Vorschlag: Was, wenn die Europareise in eine Berufung umgewandelt werden könnte, dem Herrn zu dienen? Jennie antwortete, sie würde dienen, wenn sie darum gebeten würde. Bald darauf schrieb Keeler an den Präsidenten der Kirche, Wilford Woodruff, und unterbreitete ihm den Vorschlag. Kurz darauf erhielt der Pfahlpräsident der Frauen einen Brief, in dem er bevollmächtigt wurde, Inez Knight und Jennie Brimhall als Missionarinnen mit dem Tätigkeitsfeld Großbritannien einzusetzen.4

Die Berufung mag für die Frauen überraschend gekommen sein; sie hatten keine Missionspapiere eingereicht und sich nur auf eine paar Monate Urlaub in Übersee vorbereitet. Darüber hinaus gab es kein Beispiel, dem sie hätten folgen können: Nie zuvor waren junge alleinstehende Frauen berufen worden, eine Mission für die Kirche Jesu Christi zu erfüllen.

Was auch immer sie gedacht haben mögen – die Frauen nahmen ihre Berufung an und wurden am 1. April 1898 eingesetzt. Am nächsten Tag machten sie sich auf die lange Reise nach Liverpool. (Inez schrieb, sie habe zwischen Provo und Springville geweint, war danach aber mit allem im Reinen.) Die Frauen erhielten keine formelle Schulung, und in ihrem Tagebuch erwähnte Inez keinerlei strenge Regeln, wie die heutigen Missionare sie kennen. Mit dem Abenteuer, das Inez und Jennie begannen, leisteten sie Pionierarbeit, die – obwohl es keine formelle Struktur gab – Generationen von Frauen in der Kirche als Beispiel dienen sollte, dem sie folgen konnten.

Jennie Brimhall kehrte nach ein paar Monaten aufgrund gesundheitlicher Probleme nach Utah zurück, aber Inez diente 26 Monate lang in Großbritannien – meistens mit einer Mitarbeiterin, aber hin und wieder auch alleine.5 Anfangs fiel es Inez schwer, ihre Mission als „viel mehr als eine Urlaubsreise zu betrachten“6 . Aber Jahre später berichtete ein Ratgeber des Missionspräsidenten der Europäischen Mission, der zur selben Zeit dort tätig war, dass die Missionarinnen, mit denen er in Großbritannien gearbeitet hatte, eine Arbeit geleistet hatten, die „in jeder Hinsicht zufriedenstellend war“.

„Jedes Mal, wenn ich das Vergnügen hatte, zuzuhören, wenn eine von ihnen Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums ablegte oder von ihren Schwestern in Utah sprach und die Frauen in der Kirche verteidigte, spürte ich, dass ihre Worte viel überzeugender waren als alles, was die Männer hätten sagen können. … Ich glaube, wir können viele Schwestern gebrauchen, die effektive Missionsarbeit leisten.“7

Inez Knight, Jennie Brimhall