Pioniere

aus aller Welt

„Ich werde es mit Glauben durchstehen“

Ein Bekehrter nahm das Evangelium an, auch wenn ihm das Priestertum versagt blieb

Elizabeth Maki

Man kann es George Rickford nicht übelnehmen, wie er 1969 auf die Missionare reagierte, die ihm erklärten, dass er aufgrund seiner teilweise afrikanischen Abstammung nicht zum Priestertum ordiniert werden könne, wenn er sich der Kirche Jesu Christi anschließe.

„Ich reagierte sehr feindselig“, erinnerte sich Rickford 30 Jahre später. „Ich wurde sehr aggressiv und warf sie nach einer hitzigen Diskussion hinaus. … Ich teilte ihnen unverblümt mit, was ich von Diskriminierung, Rassismus und so weiter hielt.“1

Aber Rickford war nicht nur wütend – er war niedergeschmettert. Nachdem er sich drei Monate lang intensiv mit der Kirche beschäftigt hatte, war er an jenem Morgen mit der Überzeugung aufgewacht, dass sie wahr ist. Er beschrieb, er habe „innerlich geglüht“, als die Missionare an jenem Tag ankamen. Doch die Situation geriet außer Kontrolle, bevor er die Gelegenheit hatte, den Missionaren von seiner neu erlangten Überzeugung zu berichten.

„Als sie gegangen waren, heulte ich wie ein Schlosshund“, erzählte Rickford. „Von zwei – wenn auch jungen – Freunden mitgeteilt zu bekommen, dass ich dieses ‚Priestertum‘ nicht tragen konnte, verletzte meinen Stolz; es war eine Beleidigung, und ich war einfach zutiefst enttäuscht.“

Zum christlichen Dienst berufen

George wurde 1941 in Britisch-Guayana (jetzt Guyana) geboren, wo er auch aufwuchs. Seine Familie hatte sich in der Anglikanischen Kirche einen Namen gemacht, er selbst wurde aber während seiner Jugend inaktiv. Als er 1963 nach England zog, entdeckte er seinen Glauben von neuem und war so davon eingenommen, dass er sogar eine Laufbahn als Geistlicher anstrebte. Als er die Missionare im Sommer 1969 kennenlernte, war er Anwärter für das Priesteramt in der Anglikanischen Kirche.

Eine Zeitlang sträubte sich Rickford gegen das, was er hörte und fühlte, aber im September fing sein Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium an zu wachsen. Doch dann erfuhr er, dass er aufgrund seiner Abstammung nicht das Priestertum empfangen würde.

„Ich hegte schlechte, bittere Gefühle gegenüber den Mormonen“, berichtete er. „Ich dachte: ‚Wie können sie die Menschen so täuschen?‘ Die ganze Zeit waren sie sehr nett, haben gelacht und geplaudert, wir haben zusammen die Schriften studiert und gebetet und so weiter und so fort, und es gab nicht den geringsten Anschein, dass so etwas plötzlich auf den Tisch kommen würde. Ich hatte einfach das Gefühl, ich sei hereingelegt worden.“2

Rickford fiel auf die Knie und betete. Danach fühlte er sich gedrängt, einen Termin mit einem guten Freund zu vereinbaren, der Priester in der Anglikanischen Kirche war. Drei Tage später reiste er von Leicester nach London, um mit ihm zu sprechen. Als der Priester erfuhr, dass Rickford sich mit „Mormonen“ getroffen hatte, wies er ihn zurecht und kritisierte die Kirche Jesu Christi aufs Schärfste. Dann forderte er Rickford auf, ihm ganz von vorn zu berichten, was man ihm alles erzählt hatte.

„Ich fing mit der Geschichte von Joseph Smith an. … Als ich diese Geschichte erzählte, wurde ich einfach lebendig. Irgendetwas kam über mich und ich strahlte einfach.“

George Rickford

„Ich fing mit der Geschichte von Joseph Smith an“, erinnerte sich Rickford. „Er sah mich ziemlich skeptisch an und sein Gesichtsausdruck wurde ganz ernst. Als ich diese Geschichte erzählte, wurde ich einfach lebendig. Irgendetwas kam über mich und ich strahlte einfach.“

Dem Priester wurde bewusst, dass er dem Zeugnis, das Rickford ablegte, nicht widersprechen konnte, und er riet ihm, sich eine gute Bibel mit Kommentaren zu besorgen, um nicht auf Abwege zu geraten. Dann verabschiedete er sich von Rickford mit der Bitte, in Kontakt zu bleiben.

„Ich verließ sein Büro. Ich weiß gar nicht mehr, ob meine Füße überhaupt das Pflaster berührten“, erzählte Rickford. „Für den Rest des Tages war ich wie geistig verzückt.“3

Auf seinem Heimweg begegnete Rickford einer anglikanischen Freundin und erzählte ihr vier Stunden lang vom Evangelium.

„Ich hörte mich von all dem mit tiefer Überzeugung Zeugnis geben“, schrieb er später. „Ich hatte keinen Zweifel daran, dass der Geist wieder bei mir war, und ich fühlte mich so gut!“4

Als Rickford nach Leicester zurückkehrte, war es halb zwei Uhr nachts. Als er sich von zu Hause aufgemacht hatte, hatte er damit gerechnet, man würde ihn davor warnen, sich mit anderen Religionen zu beschäftigen. Als er heimkehrte, hatte er wieder ein Zeugnis und Hoffnung und freute sich auf die Zukunft. Auf dem Weg vom Bahnhof bis nach Hause fühlte er sich gedrängt, in einem Park Halt zu machen, um Gott für den „wunderbaren Tag“ zu danken, den er gehabt hatte.

„Ich kniete mich auf dem Gras hin und führte ein schönes Gespräch mit Gott. Dann kam mir der Gedanke: ‚Warum fragst du ihn nicht nach dem Priestertum?‘“, erzählte Rickford. „Also habe ich gefragt.“

Trotz der machtvollen Erlebnisse, die Rickford an jenem Tag gehabt hatte, hatte er immer noch Bedenken hinsichtlich der Kirche.

„Ich sagte: ‚O Vater, was ist mit dieser Sache? Ich verstehe das alles nicht und es scheint schrecklich falsch zu sein, gerade in moralischer Hinsicht‘“, erinnerte er sich. „Dann erhielt ich auf herrliche Weise eine Antwort. Ich sah vor meinen geschlossenen Augen Buchstabe für Buchstabe das Wort ‚Glaube‘ geschrieben und hörte mich die Buchstaben mitsprechen. Ich wurde von Kopf bis Fuß von einem warmen Gefühl durchströmt.“

Später berichtete George, dass ihm bald darauf tröstende Worte in den Sinn gekommen seien.

„George“, fühlte er den Herrn sagen, „du brauchst nicht alles zu verstehen, was mein Evangelium betrifft, bevor du dich voll und ganz dafür entscheidest. Warum zeigst du nicht deinen Glauben, indem du das annimmst, was du gehört hast, und den Rest in meine Hände legst? Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich nie in die Irre führen.“5

Rickford war mit geistigen Dingen vertraut und erklärte, er habe den Geist des Herrn in den Gefühlen erkannt, die er in jener Nacht hatte.

„Ich spürte einfach ein inneres Glühen und hörte mich, immer noch mit geschlossenen Augen, sagen: ‚Ja, Herr, das werde ich tun. Ich werde es mit Glauben durchstehen. Und danke, vielen Dank.‘“6

„Ich spürte einfach ein inneres Glühen und hörte mich, immer noch mit geschlossenen Augen, sagen: ‚Ja, Herr, das werde ich tun. Ich werde es mit Glauben durchstehen. Und danke, vielen Dank.‘“

George Rickford

Rickfords Glaube war echt, doch genauso echt war die Unruhe, die in ihm verblieb, als er über die Beschränkungen hinsichtlich des Priestertums nachdachte. Die Missionare, die Rickford am darauffolgenden Tag trotz seiner erzürnten Anweisung, sie sollten ja wegbleiben, besuchten, mussten sich weiterhin „einer Menge kniffliger Fragen“ stellen, aber im Laufe des nächsten Monats befasste sich Rickford weiterhin intensiv mit dem Evangelium.

Im Oktober schrieb er einen Brief an die Missionare, die ihn unterwiesen. Darin bezeichnete er es als „Wunder“, dass er sich trotz seiner Bedenken weiterhin mit der Kirche beschäftigte.

„Ich treffe mich immer noch mit Ihnen, lese immer noch das Buch Mormon, halte immer noch das Wort der Weisheit, besuche vor allem immer noch Ihre Versammlungen und nehme (ob ich es sollte oder nicht!) immer noch das Abendmahl“, schrieb er.

„Vielleicht könnte man dies als einen Ausdruck des Glaubens bezeichnen. Trotz zunehmenden Widerstands … und meiner innersten Gefühle darüber, dass Schwarze nicht das Priestertum tragen können (kann das wirklich das Gesetz unseres ‚gerechten Gottes‘ sein?), habe ich mich weiterhin mit der Kirche beschäftigt und ich fühle mich dem Mormonentum immer stärker verbunden.“

Rickford erklärte den Missionaren, dass er allmählich glaubte, er brauche nicht alles im Einzelnen zu verstehen, bevor er sich taufen ließ. Er war der Ansicht, dass die Taufe vielleicht der sicherste Weg war, die Antworten zu erhalten, nach denen er suchte.

„Aufgrund meines Wissens von der Welt um mich herum bin ich überzeugt, dass es Dinge gibt, die man erklären kann, und dass man Antworten erhalten kann, indem man sie mit dem Verstand durcharbeitet, … aber es gibt auch vieles anderes, was wir nicht sehen oder untersuchen können, was aber für unser Überleben und unsere Existenz absolut wichtig ist“, schrieb er. Vielleicht verstehe ich, NACHDEM ich mich (voller Glauben und nach der Umkehr) habe taufen lassen, viele der kleinen Einzelheiten, die mir gelegentlich immer noch zu schaffen machen, durch die Gabe des Heiligen Geistes und kann sie als ‚Evangeliumswahrheit‘ akzeptieren.“7

Einen Monat später ließ sich Rickford taufen. Später erkannte er, dass ihm die Schwierigkeiten, durch die er an diesen Punkt gelangt war, und die Glaubensanstrengung, zu der er bereit war, zu einem felsenfesten Zeugnis der Kirche verholfen hatten.

„Die Zeit vor meiner Taufe, in der ich mich mit der Kirche beschäftigt habe, war eine große Herausforderung, und mein Glaube wurde sehr geprüft, besonders dadurch, dass ich nicht das Priestertum tragen konnte“, sagte er später. „Aber als ich das überwunden und meine Antwort vom Herrn erhalten hatte – was eine sehr persönliche Antwort für mich war – hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel. Ich würde sagen, ich war durch bloßen Glauben so weit gekommen.“8

Die Zeit ohne das Priestertum

Zwei Jahre später lernte George eine Frau namens June Brown-Stokes kennen. Er erzählte ihr vom Evangelium. Sie ließ sich taufen und kurz danach heirateten die beiden.

Vor ihrer Hochzeit hatte George versucht, June zu erklären, was seine Abstammung und die Beschränkung hinsichtlich des Priestertums für ihre Ehe und Familie bedeuten würden, aber es dauerte eine Weile, bevor die neubekehrte June die Auswirkungen wirklich verstand.

„Sie wurden mir erst klar, als wir verheiratet waren und unseren ersten Sohn, Michael, bekamen“, erzählte June Rickford. „Ich weiß noch, wie ich mit Michael auf meinem Schoß zusah, wie die Jungen Männer das Abendmahl austeilten. Ich dachte: ‚Mensch, das wird Michael immer versagt sein.‘ Da begriff ich erst richtig, was George versucht hatte, mir zu erklären.“9

George Rickford durfte sich zwar im London-Tempel stellvertretend für seinen Vater taufen lassen, der kurz zuvor verstorben war, aber die Rickfords konnten sich nicht im Tempel aneinander siegeln lassen. Außerdem konnte George in der Kirche nur begrenzt Aufgaben wahrnehmen, weil er das Priestertum nicht trug. Doch er und seine Frau liebten das Evangelium und waren bereit, ihr Möglichstes zu tun, um im Werk des Herrn mitzuwirken.

„Ich bin bereit und willens, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um euch bei der Missionsarbeit zu helfen und euch zu unterstützen“, schrieb George Rickford am Tag nach seiner Taufe. „Alles, was ich tun kann, um zu helfen (ihr seid bereits in meine Gebete eingeschlossen) – sei es, indem ich Zeugnis gebe, Sekretärsarbeit leiste, Geld oder Rat gebe –, … soweit es mir neben meiner Arbeit möglich ist, mache ich das gern.“10

Rickford ließ sich durch die Beschränkungen, denen er in der Kirche unterlag, selten beirren. Er erinnerte sich jedoch an einen kurzen Moment des Unbehagens: Ein Freund, dem er vom Evangelium erzählt hatte, ließ sich taufen und durfte schon zwei Wochen später vor den Anwesenden niederknien und das Abendmahl segnen.

„Ich saß unter den Anwesenden und dachte: ‚Ich bin jetzt seit sieben Jahren Mitglied‘“, erinnerte er sich. „Und etwa eine halbe Minute lang war ich etwas verbittert. Aber dann gingen diese Gefühle weg und ich dachte: ‚Nein, ich freue mich über ihn.‘“11

Rickfords Kindheit in der Anglikanischen Kirche half ihm, den Stachel weniger arg zu spüren. Er wusste, dass in dieser Religion oft einem einzigen Priester fast alle Aufgaben in einem Gottesdienst zufielen. Außerdem hielt die Tatsache, dass er nicht das Priestertum tragen konnte, ihn nicht davon ab, Priestertumsträger jederzeit bei Bedarf zu bitten, ihm oder seiner Familie einen Segen zu geben, und dies spendete ihm viel Trost.

„Solange ich vom Priestertum profitieren konnte, und das taten wir, war es für mich in Ordnung“, fuhr er fort. „Wenn unsere Kinder krank waren, rief ich unsere Heimlehrer an und bat sie, ihnen einen Segen zu geben. Eines Abends wurde ich in meinem Jugendklub verprügelt, und sie kamen und gaben mir einen Segen. … Wir hatten Zugang zum Priestertum und es störte mich überhaupt nicht, dass ich es nicht selbst trug.“

Später erklärte er: „Ich wusste, dass der Herr die Zügel in der Hand hatte, und ich überließ sie ihm gerne.“12

1975 schrieb Rickford, er nehme die Beschränkungen hinsichtlich des Priestertums „voller Glauben, ohne jeglichen Vorbehalt“ an und brachte seinen Glauben zum Ausdruck, dass Gott ungeachtet seiner Situation gerecht sei.

„Ich bin einfach dankbar, dass das Priestertum des Herrn mit all seinen dazugehörigen Segnungen, seiner Vollmacht und seinen Aufgaben wieder auf der Erde ist. Wer es hat und wer nicht, ist mir weniger wichtig als wie es genutzt wird.“

George Rickford

„Was wir säen, das ernten wir“, schrieb er. „Durch unsere Treue und unseren Dienst in diesem Leben haben wir immer noch die Gelegenheit, für die höchsten Segnungen in der Ewigkeit würdig zu werden. …

Ich bin einfach dankbar, dass das Priestertum des Herrn mit all seinen dazugehörigen Segnungen, seiner Vollmacht und seinen Aufgaben wieder auf der Erde ist. Wer es hat und wer nicht, ist mir weniger wichtig als wie es genutzt wird. Ich bin dankbar, dass der Herr in seiner großen Barmherzigkeit keinem von uns seinen Heiligen Geist vorenthalten hat, denn das ist die größte Gabe, die wir besitzen können.“13

Dennoch war es ein „äußerst erstaunlicher“ Tag, als sich all dies drei Jahre später änderte, erinnerte er sich.14

„Ein erstaunlicher Abend“

Am Abend des 9. Juni 1978 war Rickford, der schon kurz nach seiner Taufe Seminarlehrer geworden war, gerade dabei, den letzten Unterricht des Seminarjahres zu beenden, als im Gemeindehaus das Telefon klingelte. Jemand wollte den Pfahlpräsidenten sprechen.

Rickford nahm den Anruf entgegen. Am anderen Ende der Leitung war Mike Otterson, der Direktor der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit auf den Britischen Inseln und ein Freund von Rickford. Nachdem er erfahren hatte, dass der Pfahlpräsident nicht da war, konnte Otterson nicht umhin, Rickford seine Neuigkeiten zu überbringen.

„Er sagte: ‚Weißt du, das ist wirklich außergewöhnlich, aber ich habe hier einen Brief, den ich dir unbedingt vorlesen möchte, George‘“, erinnerte sich Rickford. „Dann las er mir den Text der Amtlichen Erklärung Nr. 2 vor. Er las einfach alles, angefangen bei ‚Das Büro des Rates der Zwölf Apostel und die Erste Präsidentschaft‘ und so weiter.“

In der Erklärung stand, dass jetzt alle würdigen Männer ungeachtet ihrer Rasse das Priestertum empfangen konnten. Diese Nachricht war so unerwartet, dass Rickford einen Moment brauchte, bis ihm bewusst wurde, was er gehört hatte.

„Während er die Erklärung las, wurde mir klar, was das bedeutete, und ich bekam überall Gänsehaut“, erinnerte er sich. „Als er fertig gelesen hatte, fragte er: ‚Bist du noch da?‘ Ich erwiderte: ‚Heißt es das, was ich denke?‘ Er antwortete: ‚Ja.‘“15

Rickford ging schnell zu Werke und schrieb eine Notiz an seine Frau, die er zu ihr nach Hause bringen ließ. Als June sie vorlas, tanzte ihre Besuchslehrerin, die gerade zugegen war, durchs ganze Zimmer.

„Sie las die Notiz und dann jubelte sie im wahrsten Sinn des Wortes“, erinnerte sich June. „Sie jubelte: ‚Juhu! Ihr könnt das Priestertum tragen!‘ Dann tanzte sie herum. … Ich saß da wie in Trance. Ich saß einfach sprachlos da.“16

Die Nachricht verbreitete sich weltweit wie ein Lauffeuer und George Rickford erhielt den ganzen Abend einen Anruf nach dem anderen. Kent Porter, der Missionar aus den Vereinigten Staaten, der ihn getauft hatte, rief ihn zuerst an.

„[Er] war gerade mit seinem Pickup in Idaho unterwegs, als er die Nachrichten im Radio hörte. Später sagte er zu mir: ‚Ich habe fast einen Unfall gebaut‘“, erinnerte sich Rickford. „Er parkte am Straßenrand, stieg aus, fiel auf die Knie und dankte dem Herrn, er sprach einfach nur ein Dankgebet. Dann dachte er: ‚Ich muss George anrufen.‘ … Es war ein erstaunlicher Abend.“

Als George nach Hause kam, redeten er und June die ganze Nacht darüber, was die Neuigkeiten für ihre Familie bedeuteten. Diese Änderung hatte gewaltige Folgen. Am nächsten Morgen wurde George Rickford zum Priester im Aaronischen Priestertum ordiniert. Zwei Monate später wurde er zum Siebziger ordiniert und wurde das dienstälteste Mitglied des Siebzigerkollegiums des Pfahls. Nach zwei weiteren Monaten wurden George und June Rickford im London-Tempel aneinander und an ihre vier Kinder gesiegelt.17

Standhaft im Glauben

„Je mehr ich über das Evangelium weiß, desto mehr wird mir bewusst, dass der Glaube an Gott und seinen Sohn die Basis für weitere Erkenntnisse darüber ist, was für ein Ziel sie für die Menschheit verfolgen“, schrieb Rickford 1975. „Ich finde es bedeutsam, dass mein himmlischer Vater, als ich ihn aufrichtig fragte, ob die Kirche wahr sei, nicht bloß mit Ja oder Nein antwortete. Stattdessen bat er mich, meinen Glauben und mein Vertrauen in ihn und die Boten zu zeigen, die er erwählt und gesandt hatte, mir das wiederhergestellte Evangelium zu bringen. Von diesem Augenblick an habe ich beschlossen, in geistigen Angelegenheiten mehr Glauben auszuüben als je zuvor und es dem Herrn zu überlassen, mich auf seinen Wegen zu führen. Er wusste ja, dass ich aufrichtig war und nichts anderes wollte, als ihn zu finden und ihm zu folgen.“18

Kurz nachdem das Priestertum allen würdigen männlichen Mitgliedern zugänglich gemacht wurde, wurde Rickford vom Bildungswesen der Kirche dafür eingestellt, ganztags für das Seminar- und Institutsprogramm in England zu arbeiten. 1985 wurde er als Bischof der Gemeinde Birmingham 2 berufen.

George und June bekamen noch zwei Kinder, die sie mit ihren anderen treu im Glauben erzogen. Sie sagen rückblickend auf ihr Leben, dass jener Tag im Juni 1978 sie völlig überraschte, obwohl George in seinem Patriarchalischen Segen, den er 1971 erhielt, verheißen wurde, dass er eines Tages das Priestertum Gottes tragen würde. Im Nachhinein erkannten sie jedoch, dass es noch mehr Anzeichen für diese einschneidende Änderung gegeben hatte.

Im Januar 1978 wurde ihre Tochter Gemma geboren, und als es an der Zeit war, ihr einen Namen und einen Segen zu geben, übergab George sie – wie auch zuvor seine anderen Kinder – einem Priestertumsträger, der die heilige Handlung vollziehen sollte.

„Ich legte sie einem Mitglied der Pfahlpräsidentschaft in den Arm, der auch ein sehr guter Freund von mir war“, erzählte er. „Er beendete den Segen, der ein ganz normaler Segen gewesen war. Damit meine ich, dass er alles so sagte, wie man es normalerweise tut. Aber dann erhob er seine Stimme, als ob etwas in ihn gefahren wäre, und sagte einfach: ‚Und möge der Tag, an dem du das Haus des Herrn betreten und für Zeit und alle Ewigkeit gesiegelt werden kannst, bald kommen.‘ … Später fragte er sich: ‚Was habe ich da gesagt? Ich bin nicht befugt, um so etwas zu bitten.‘ Das war jedoch Anfang März 1978, und im Juni wurde es Wirklichkeit oder zumindest wurde es möglich.“19

Für die Rickfords war es nur ein weiteres Beispiel dafür, wie der Herr sie schon die ganze Zeit gestützt und geführt hatte.

„Ich habe keinen Zweifel, dass der Herr denjenigen, die ihn fragen, ob dies sein Werk ist, im Prinzip sagt: ‚Wenn du genügend Glauben hast … und geduldig genug bist …, werde ich dir Schwierigkeiten geben und Gelegenheiten bereitstellen, die dir helfen werden, meine Hand in diesem Werk zu erkennen … Dann wird dein Zeugnis stark sein, weil du selbst in der Lage gewesen bist, es herauszufinden und mich zu prüfen“, schrieb Rickford drei Jahre bevor er seiner eigenen Familie dank der neuen Richtlinie Segen geben konnte. „Auf diese Weise – durch Glauben und Geduld im Herrn – habe ich erfahren, dass das Reich Gottes wieder auf Erden ist, und zwar in Form dieser Kirche. Ich weiß, dass wir von heiligen Männern Gottes geführt werden – von neuzeitlichen Propheten, Sehern und Offenbarern, die an allem festhalten, was der Herr in vergangenen Zeiten je zu seinem Volk gesagt hat, und außerdem mit Vollmacht all das verkünden, was er seinen Kindern in der heutigen, geplagten Welt zu sagen hat. … Ich habe auch ein Zeugnis von einem jeden Teil des Werkes der Kirche – was das Priestertum, die Familie, die Wohlfahrt, die Tempelverordnungen, die hervorragenden Bildungsprogramme und viele andere Angelegenheiten betrifft. Ich bedauere in keiner Weise, dass ich mich dieser Kirche angeschlossen habe, denn dadurch habe ich mehr über Jesus Christus erfahren und ein festeres Zeugnis von ihm erlangt als durch jeden anderen Weg, den ich in der Vergangenheit beschritten habe.“20

Fußnoten

[1] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 9; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[2] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 10; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[3] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 10; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[4] George Howell Rickford, „George Howell Rickford“, Dezember 1975, Seite 7, Anhang, mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, Archiv der Kirche

[5] E-Mail von George Rickford an den Verfasser, 23. November 2012

[6] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 11; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[7] George H. Rickford an Elder Kent Porter und Elder Chabot, 19. Oktober 1969, aus Unterlagen von George H. Rickford, Archiv der Kirche

[8] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 17; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[9] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 4; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[10] George H. Rickford an Elder Moffett, 13. November 1969, aus Unterlagen von George H. Rickford, Archiv der Kirche

[11] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 17; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[12] E-Mail von George Rickford an den Verfasser, 23. November 2012

[13] George Howell Rickford, „George Howell Rickford“, Dezember 1975, Seite 9, Anhang, mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, Archiv der Kirche

[14] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 18; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[15] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 24; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[16] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 25; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[17] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 25ff.; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[18] George Howell Rickford, „George Howell Rickford“, Dezember 1975, Seite 8, Anhang, mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, Archiv der Kirche

[19] Mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, interviewt von Matthew K. Heiss, 1999, Seite 22f.; The James Moyle Oral History Program, Abteilung Archive, Geschichtsabteilung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA

[20] George Howell Rickford, „George Howell Rickford“, Dezember 1975, Seite 8f., Anhang, mündlicher Geschichtsbericht von George Howell Rickford und June Rickford, Archiv der Kirche